Ein kurzer geschichtlicher Rückblick
Nachfolgend einige Daten welche den Bahnhof Kautenbach betreffen.
Sämtliche Fotos und Postkarten auf dieser Seite entstammen, soweit nicht anders angegeben, meiner persönlichen Sammlung.
Die nachfolgenden Daten entstammen dem Buch von Ed. Federmeyer „Eisenbahnen in Luxemburg – Band 1“ aus dem Wolfgang Herdam Verlag.
Mit dem Bau der Strecke Ettelbrück bis nach Ulflingen wurde 1862 durch die Wilhelm-Luxemburg-Eisenbahngesellschaft begonnen. Der Betrieb auf dieser Strecke wurde im Jahr 1866 aufgenommen. Der Unterbau war für das zweite Gleis vorbereitet, dieses wurde jedoch erst zwischen 1910 und 1917 verlegt.
Die Pläne für die Bahnhofsgebäude wurden 1865 fertiggestellt. Dem Abnahmebericht vom 8. Januar 1866 ist zu entnehmen, dass das Gebäude in Kautenbach den Wärterhäuschen entlang der Strecke entsprach, für die Reisenden jedoch ein Warteraum angebaut worden war.
1874 wurden die Bahnanlagen sowie das Bahnhofsgebäude in Kautenbach vergrößert.
Die Strecke Kautenbach Wiltz wurde im Mai 1881 durch die Prinz-Heinrich-Eisenbahngesellschaft in Betrieb genommen. Die Prinz-Heinrich-Gesellschaft unterhielt keine eigenen Gebäude in Kautenbach. Der Stations-Dienst wurde gegen Zahlung einer Entschädigung von der Wilhelm-Luxemburg-Gesellschaft übernommen. Lokomotiven und Wagen konnten nur durch Umsetzen von den PH-Gleisen zu den WL-Gleisen gelangen.
1887/88 errichteten die Reichseisenbahnen in Kautenbach ein neues Empfangsgebäude.
1913 erhielt Kautenbach im Zuge des Umbaus der Strecke auf zwei Gleise eine Bahnsteig-Unterführung sowie eine direkte Verbindung der PH-Gleise an die WL-Nordlinie.
Zwischen 1981 und 1993 wurde die Nordstrecke modernisiert. Hierbei wurde die Strecke zwischen Ettelbrück und Ulflingen zum größten Teil wieder eingleisig zurück-gebaut.
1991 wurde der Abschnitt Ettelbrück-Kautenbach-Wiltz und 1993 der Abschnitt Kautenbach-Ulflingen elektrifiziert.
Der Kautenbacher Lokalhistoriker, Josy Hoffmann (+1984), schrieb im Jahr 1981 in der Broschüre „100 Joer Zuch op Woolz“, unter anderem folgende Sätze:
….
Die Nordstrecke Ettelbrück-Ulflingen wurde am 15. Dezember 1866 ihrer Bestimmung übergeben. Für Kautenbach war dies ein großer Tag. Aus der ganzen Umgegend waren die Menschen herbeigeeilt, um das neue Transportmittel aus der Nähe zu bewundern.Doch erst mit dem Bau und der Inbetriebnahme der Stichbahn Kautenbach-Wiltz, welche 1888 bis nach Bastogne verlängert wurde, war Kautenbach zu einem richtigen Eisenbahnknotenpunkt geworden. Wenn auf der Nordstrecke ein freundlicher Kontrolleur auf der Fahrkarte Wiltz als Bestimmungsort feststellte, sagte er zuvorkommend: „Zu Kautebaach musst Dir ômsteigen!“
Für Kautenbach war diese Zeit der Anfang zum Wohlstand. Nach Amerika brauchte nun niemand mehr auszuwandern. Überall gab es Arbeit. Viele Fremdarbeiter, besonders Deutsche und Italiener, siedelten sich hier an. Am Bahnhof entstand ein neuer Ortsteil; eine wahre Eisenbahnerzunft entwickelte sich hier. Ein gesichertes tägliches Einkommen und eine entsprechende Verbesserung des Lebensstandards standen sicherlich Pate bei der Entstehung des folgenden übermütigen Ausspruchs:
„Lustig ist die Eisenbahn;
wer kein Kerl ist, kommt nicht an;
lauter Herren schaffen dran!“Das erste Stationsgebäude stand ursprünglich etwa 30 Meter weiter talabwärts. Doch 1889 war der neue (heutige) Bahnhofskomplex mit Büros, Schaltern, Wartesaal und Restaurationsbetrieb fertiggestellt. Pächter der „Buvette“ waren Jos Peusch, Victor Hiertz und Kinder, Leonie Kirsch und Annette Peters.
Der Stationsvorsteher von Kautenbach trug infolge seiner doppelten Funktion den Sondertitel: „Chef des Gares“. Denn hier passierten einerseits die Züge der Wilhelm-Luxemburg-Bahnen, andererseits die Lokomotiven und Wagen der Prinz-Heinrich-Gesellschaft. Chefs des Gares waren die Herren Kieffer, Urbany, Clement, Brochmann, Grégoire, Martiny, Brandenburger, Thilges, Zenners, Engeldinger Marcel und Dahm Jean.
…
Das „erste“ Empfangsgebäude:
Wenn man alte Pläne betrachtet sieht man dass das erste Gebäude, welches um das Jahr 1866 erbaut wurde, weiter südlich stand. (Josy Hoffmann schreibt „etwa 30 Meter“) Auch die Bahnsteige, welche zu jener Zeit viel kürzer waren, befanden sich auf diesen Plänen weiter südlich.
Laut Beschreibung entsprach das ehemalige Gebäude in etwa den ehemaligen Gebäuden von Goebelsmühle sowie Maulesmühle.
Ausgehend von diesen Tatsachen könnte ich mir vorstellen dass das erste Gebäude welches zur Zeit der Inbetriebnahme des neuen Gebäudes erst etwas mehr als 20 Jahre alt war, nicht abgetragen wurde, sondern dass es sich hierbei um das Wohngebäude handelt, das noch bis um 1970 auf dem Bahnsteig zwischen den Hauptgleisen und der Strecke nach Wiltz stand. Belege für diese Annahme habe ich bis jetzt leider nicht gefunden.
Das „neue“ Empfangsgebäude:
Das heutige Gebäude entspricht noch größtenteils dem zweiten Empfangs- Gebäude welches 1887/88 errichtet wurde. Dieses imposanteste Gebäude scheint etwas überdimensioniert für ein Hundert-Seelen-Dorf. Da der Bahnhof jedoch von zwei Bahngesellschaften gemeinschaftlich genutzt wurde, es ein Umsteigebahnhof war, und einige Ortschaften in seinem Einzugsgebiet liegen, schien zu jener Zeit ein solcher Bahnhof mit Restauration angebracht.
Die ersten Änderungen am Gebäude entstanden durch das Entfernen der Bahnsteigüberdachung am Gleis Richtung Wiltz, sowie der Anbau des Stellwerkes am südlichen Gebäudekopf.
Die bedeutendsten Änderungen waren jedoch durch die Modernisierung und Elektrifizierung der Nordstrecke bedingt. In diesem Zusammenhang wurde die Bahnsteigüberdachung am Gleis Richtung Ulflingen entfernt und durch kleine gläserne Vorbauten ersetzt. Die Unterführung wurde umgebaut, und sämtliche Fenster und Türen wurden erneuert.
Das Modell
Da meine Anlage die Zeit um 1975 wiedergeben soll, gilt es die Besonderheiten dieser Zeit zu berücksichtigen. Zum Beispiel bestanden zu dieser Zeit noch die Bahnsteigsperren, die verhinderten dass man ohne gültigen Fahrschein auf den Bahnsteig gelangte.
Nur der Bahnsteig an der Nordstrecke besaß eine Überdachung, diese überdeckte auch den Bereich der Unterführung. Die Unterführung hatte einen anderen Verlauf, der Stellwerksanbau besaß eine Tür in Richtung Wiltzer-Gleis, sowie zahllose kleinere Änderungen …
Mein Bestreben war, den Bahnhof so getreu wie möglich nach-zubauen. Einige Modellbahner vertreten die Meinung dass man die Größe der Gebäude reduzieren sollte um eine bessere Perspektive zu erreichen. Ich habe mich aber dazu entschlossen alle Gebäude exakt maßstäblich 1:87 zu bauen.
Nachdem ich im Jahr 2017 beschlossen hatte das Bahnhofsgelände Kautenbach in H0 nachzubauen habe ich mit dem Bau der Gebäude im Laufe des Jahres 2019 begonnen. Hatte ich anfangs geplant die Gebäude aus Architektur-Pappe herzustellen, so entdeckte ich zu dieser Zeit dass 3D-Druck eine gute Alternative hierzu darstellt.
Was die Maße der Gebäude anbelangt, konnte ich zum Glück auf Kopien der Originalpläne zugreifen. Hiermit konnte ein aufwendiges Auf-messen entfallen, welches zu diesem Zeitpunkt teilweise (Bahnsteigüberdachung) auch gar nicht mehr möglich gewesen wäre.
Die Positionierung der Pfosten der Bahnsteigüberdachung bereitete mir die größten Probleme. Ich hatte zwar Zugriff auf Detailplänen der Pfosten und der Verbindungselemente, die Positionen selbst waren aber auf keinem der Pläne eingezeichnet. Nach mehreren Stunden studieren von alten Photos, zeichnen von Skizzen, und prüfen auf Plausibilität, glaubte ich die richtigen Positionen einigermaßen ermittelt zu haben.
Als ich mich schon damit abgefunden hatte, dass ich die genauen Standorte wohl nie herausfinden würde, fand ich durch Zufall ein Dokument in welchem diese Pfosten dann doch, wenn auch ohne Masse, vermerkt waren. Da ich jedoch die Masse des daneben stehenden Gebäudes genau kannte, konnte ich die Positionen jetzt ziemlich genau berechnen.
Bedingt durch den Umstand dass beim 3D-Druck, die Seite welche auf dem Drucker aufliegt wenn möglich flach sein, und keine Struktur aufweisen soll, sind das Dach sowie die Bahnsteigüberdachung in Sandwich-Bauweise ausgeführt, welches heißt, dass zwei Seiten welche auf jeder Seite eine Struktur aufweisen jeweils in halber Materialstärke gedruckt und anschließend zusammengeklebt werden. So ist es auch möglich Bauteile zu erstellen welche eigentlich nicht in den Druckraum des Druckers passen. (siehe Länge der Bahnsteigüberdachung)
Um hierbei die nötige Stabilität zu erreichen wurden die verschiedenen Klebekanten immer um einige Zentimeter versetzt angeordnet.
Die Lackierung der Fassaden des Modells erfolgte mittels Airbrush, während die Details alle mit dem Pinsel bemalt wurden.
Um später eine realistische Beleuchtung des Gebäudes zu erlauben, wurden auch sämtliche Räume gemäß den Plänen nachgebildet. So sollte sichergestellt sein dass man jeden Raum einzeln beleuchten kann.
Da ich oft an verschiedenen Modellbahnprojekten gleichzeitig arbeite, kam es dass das Hauptgebäude 2023 weit fortgeschritten, aber immer noch nicht endgültig fertiggestellt war. Da ich aber momentan wegen Rückenproblemen weniger an meiner eigentlichen Anlage arbeiten kann, habe ich mich in letzter Zeit (November 2023 bis Februar 2024) wieder mehr dem Gebäudebau zugewendet.
Das Modell des Bahnhofgebäudes steht kurz vor seiner Fertigstellung. Bevor die letzten Details hinzugefügt werden muss jedoch die Beleuchtung montiert werden, da das Zerlegen in seine Einzelteile, (welches da sind: Gebäude-Inneres, zwei Fassadenteile, Bahnsteigüberdachung sowie Gebäudedächer) einen immer größer werdenden Zeitaufwand mit sich bringt.
Wie man auf den letzten Bildern sieht laufen schon die ersten Versuche wie ich die Verkabelung der Leuchten am besten gestalten kann.
Meine Überlegungen zur Beleuchtung und wie diese in die Realität umgesetzt wurden wird Thema eines nächsten Beitrags sein.
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