Dieser Beitrag soll weder ein Testbericht noch eine Bewertung dieses Druckers sein, solche Berichte findet man im Netz zur Genüge. An dieser Stelle will ich nur einige Erfahrungen teilen, die mir vor dem Kauf, „so“ nicht bewusst waren.
Vorgeschichte:
Vor gut fünf Jahren, im Juni 2020, hatte ich mich für den Kauf eines „Prusa MK3S“entschieden. Diesen 3d-Drucker hatte ich mir als Kit gekauft und innerhalb von etwa 12 Stunden zusammengeschraubt. Dieser „MK3S“, welcher während fünf Jahren problemlos gearbeitet hat, und auch heute noch sauber läuft, sollte jetzt ersetzt werden, da die Drucker der neuen Generation mindestens doppelt so schnell, und trotzdem präziser arbeiten sollen.

Da der neue Drucker in einem Gehäuse verbaut ist lassen sich damit auch Materialien verarbeiten, für welche meine alte Maschine nicht geeignet war. Natürlich hatte ich mich vor meinem Kaufentschluss via „YouTube“ und Foren relativ gründlich über diesen Drucker sowie seine Kontrahenten informiert. Ausschlaggebend war schlussendlich dass „Prusa“ eine europäische Firma ist, alle ihre Drucker „Open-Source“ sind, sowie meine bisherigen recht guten Erfahrungen, mit dieser Marke.
Aus oben-genannten Gründen glaubte ich zu wissen was auf mich zukommt als ich mir den „Core One“ erneut als Bausatz bestellte. Den Drucker als Kit zu kaufen hat zwei wesentliche Vorteile: Der Preis ist in etwa 300€ niedriger als beim fertig montierten Drucker. Was mir aber wichtiger erscheint ist, dass man während der Selbstmontage lernt wie die verschieden Teile des Druckers zusammen arbeiten und ineinander greifen.
Doch beim Zusammenbau und den ersten Tests sind mir einige Fakten klar geworden, welche ich bei meiner Suche nach Informationen nicht gefunden, oder wohl einfach ignoriert hatte.

Der Kauf:
„Prusa“ machte dieses Jahr seine Sonderangebote nicht nur am „Black Friday“ sondern während des ganzen Monats November. In meinem Fall bedeutete das, dass der Druckerpreis um 50€ gesenkt war, zusätzlich erhielt ich gratis die „Buddy3D Camera“ im Wert von 50€ (welche ich sowieso kaufen wollte), 1kg „Prusament PLA Lipstick Red“ (welche ich höchstwahrscheinlich nicht gekauft hätte) einen Gutschein für eine Rolle gratis Filament (zufällige Farbe – beim nächsten Einkauf), sowie Gutscheine für verschiedene 3D Modelle (im Wert von über 100 €, welche ich sicher nicht gekauft hätte).
Kurz nach abschicken meiner Bestellung bemerkte ich dass bereits ein Upgrade für den Drucker im Verkauf war, welches aus dem „Core One“ einen „Core One+“ macht. So plante ich diese Erweiterung welche nur 10€ kostete, meiner nächste Bestellung hinzuzufügen.
Umso erstaunter war ich, als etwa 10 Tage später die Pakete ankamen, dass diese schon das „Upgrade“ enthielten. Eine schöne Geste seitens „Prusa“ – schade war nur, dass der Drucker erst zusammengebaut und getestet werden musste ehe das Upgrade eingebaut werden durfte. Hierzu musste man wieder einen Teil des Druckers zerlegen.
Dieses Upgrade besteht aus:
– einem anderen Filament-Spulenhalter, (welcher auch für größere Spulen geeignet ist)
– einem neuen Filamentsensor (welcher sich ausschalten lässt)
– automatischen Öffnen/Schließen der Gehäuselüftung (durch den Druckkopf)
– zwei neue Aufkleber (neue Seriennummer sowie ein großes weißes Plus)
Zum jetzigen Zeitpunkt kann man den Drucker sowohl „Montiert“ als auch als „Bausatz“ nur noch als „Core One+“ erwerben.
Der Zusammenbau:

Dass der Zusammenbau ist ein großes Puzzle ist, dieser Fakt war mir schon bewusst. Ich hatte mich im Voraus in einige Foren informiert und Bauzeiten zwischen 10 und 22 Stunden gefunden. Da ich aber eigentlich über genügend Zeit verfüge sollte diese kein Problem sein. Trotzdem empfand ich den Zusammenbau, welcher bei mir jedoch etwa 26 Stunden in Anspruch nahm, als ziemlich lästig.
Der Drucker kam in einem großen Karton. In diesem befanden sich 12 kleinere Kartons, welche dann wiederum mehrere Verpackungen enthielten. Zum Beispiel enthält ein Karton neben vielen anderen Materialien und Platinen 3 Tüten welche in 29 Päckchen insgesamt 445 Schrauben enthielten (laut der Beschriftung der Päckchen). Davon entfielen alleine 24 Päckchen auf M3 Schrauben und Muttern in den verschiedensten Längen und Ausführungen. Insgesamt wird mein Drucker nun von 354 Schrauben zusammengehalten, die restlichen 91 Schrauben/Muttern sind Reserve.
(Ja – ich habe sie gezählt 😉 )

Die Anleitung an sich ist sehr gut gemacht, und alle benötigten Teile waren auch vorhanden, leider befanden sich einzelne Teile nicht in dem, in der Gebrauchsanweisung genannten Karton, so dass nach meiner Schätzung mehr als zwei-drittel der benötigten Zeit nur mit dem Zusammensuchen der Teile verbracht wurde. Dies ist natürlich durch die Größe des Bausatzes bedingt, hat mir persönlich den Spaß am Zusammenbau aber erheblich getrübt.
„Prusa“ schreibt in der Anleitung dass man etwa eineinhalb Quadratmeter Platz zum Zusammenbau benötigt. Natürlich ist damit die reine Montage-Fläche gemeint – in meinem Büro von etwa 15 Quadratmetern gab es während den drei Bau-Tagen keinen Ort an dem nicht Kisten und Päckchen zwischengelagert waren. In einem kleineren Raum bräuchte man schon ein gewaltiges Maß an Disziplin um die gesuchten Teile in annehmbarer Zeit zur Hand zu haben.

An und für sich baue und montiere ich gerne – jedoch war es recht frustrierend immer wieder eine viertel Stunde zu suchen, um drei Teile und vier Schrauben bereit legen zu können welche man dann in den nächsten drei Minuten verbaute, um anschließend mit der nächsten Suche zu beginnen.
Die 300 Euro Ersparnis geteilt durch 26 Stunden Arbeit ergeben einen sehr niedrigen Stundenlohn. Was bleibt ist der Erfahrungszuwachs, welchem jedoch einiges an Frustration gegenübersteht. Außerdem ist zu bedenken dass die Garantie nur defekte Teile betrifft, und „Prusa“ natürlich keine Garantie für einen mangelhaften Aufbau übernehmen kann. Ich persönlich glaube nicht dass ich diese, mit großem Aufwand verbundene Aktion, erneut angehen würde.
Der fertige Drucker:
Schon beim Zusammenbau fiel mir auf dass mein Plan diesen Drucker anstelle eines ausrangierten „Anycubic“ auf eine etwa ein Meter hohe Kommode (eines bekannten schwedischen Herstellers) zu stellen keine gute Idee war.
Bedingt durch den anderen Aufbau des „Core One“ bewegen sich der Druckkopf immer auf etwa 40cm Höhe im oben Gehäuseteil. So wäre es äußerst schwierig den Druck der ersten Schicht(en) zu beobachten, welche für einen erfolgreichen Druck ausschlaggebend sind.
Auch war eines meiner Argumente für den neuen Drucker, dass bei diesem der Düsenwechsel wesentlich schnellerer möglich ist. Ein solcher Wechsel der Düse erfolgt jedoch am einfachsten von der Oberseite her. Um jedoch in einer Höhe von 1,5 Metern von oben in den Drucker hinein zu greifen um zwei Kabel und zwei Rändelschrauben zu lösen bin ich jedoch (mit etwa 1,76m) zu klein.
Auch bin ich mir ziemlich sicher dass die Kommode dem Gewicht des Druckers (rund 30 Kg) auf Dauer nicht Stand halten würde. Dieser Eindruck bestätigte sich dann bei den ersten Testläufen, während denen der Drucker auf einem Tisch mit Metallbeinen stand. Der gesamte Tisch bewegte sich im Takt des Druckers in entgegengesetzter Richtung des Druckkopfes. So musste der Drucker vorerst auf dem Fußboden platziert werden, welches sich auch sofort positiv auf die Druckqualität auswirkte.

Da die Filamentspule an der rechten Seite des Druckers hängt, und diese frei zugänglich sein muss, sollte man an dieser Druckerseite wenigsten einen halben Meter zusätzlichen Platz einplanen.
Aus vorgenannten Gründen musste ein anderer Standplatz gesucht werden.
Mein Fazit:
Der Drucker scheint bis jetzt zu halten was er verspricht – er ist mehr als doppelt so schnell wie sein Vorgänger, sieht edel aus, und macht (wegen des geschlossenen Gehäuses) trotzdem weniger Lärm als sein Vorgänger. Der Düsenwechsel ist innerhalb von einigen Minuten zu bewerkstelligen.
Allerdings ist der Drucker auch größer und schwerer als ich es mir vorgestellt hatte (auch wenn ich vorher schon ein ganze Reihe an Bildern und Videos des Druckers gesehen hatte) und braucht zusätzlichen seitlichen und oberen Freiraum. Durch die hohe Geschwindigkeit des Druckkopfes entstehen enorme Gegenkräfte welche an den Untergrund weiter gegeben werden, so dass der Standort des Druckers ausreichend stabil gewählt werden muss.
Ob der Drucker sich bewährt, werden die nächsten Jahre zeigen.


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